Susanne Brügger

Hermann Hill, Fotoarchiv Ruhrlandmuseum

ZWISCHENPHASEN, 2000

Das Kartenwerk XV(n+1) Kölner Fassung 2000: 4 Blätter je 50 x 70 cm, Inkjet Prints Jedes der vier Blätter zeigt jeweils einen Block aus vier monochromen (Stadt-) Landschaften aus großer Höhe. In der Form an frühe Briefmarkenserien angelehnt werden den stets gleichen Bildern durch aufsteigende Zahlenwerte und eine Permutation der Farbwerte jeweils unterschiedliche Wertungen gegeben. Die Titel der einzelnen Bilder zitieren, "quartettmäßig" aufgefächert, in ihrer Zeit bekannte TV-Serien. Sie beziehen sich auf die Inhaltlichkeit "TV Tower", also auf die Funktion des Standpunkts (gewissermaßen auf die Emission), nicht auf die sichtbare Landschaft.

Das Babylonische Prinzip (Babylonians only) Videos (I) - (IV), 2001

Die vier Videos sind der Beginn einer Reihe von kurzen Filmen, die ein gleichförmiges Geschehen aus großer Höhe zeigen. In einer statischen Einstellung, sozusagen dem bewegten Bild, sind die Vorgänge auf einem öffentlichen Platz zu sehen. Die Dauer der Tapes ist willkürlich gesetzt. Vergleichbar etwa einem EKG verstehen sich die Aufnahmen als stichprobenartige Studien (die Arbeit entwickelte sich auch ursprünglich aus einer Materialsammlung für statistische Untersuchungen). Gemeinsames Kennzeichen der Filme ist Bewegung, die den ganzen Bildraum füllt. Einzelne Handlungsstränge werden nicht auf einen Blick erfaßt, und das Ganze erscheint so als "All-Over" - erst durch selektive Beobachtung können individuelle Erscheinungen Gestalt gewinnen. Die Observation wird hier zur Obsession, und in seiner Ambivalenz zwischen Allmacht und Ohnmacht angesichts des spielzeughaften Geschehens zeigt sich in ...Babylonians Only eine beinahe kindliche Faszination am Blick nach unten. Daraus leitet sich auch der Titel her: das sogenannte babylonische Prinzip zeichnet sich im Gegensatz zum griechischen Prinzip abstrahierender Weltaneignung aus durch direktes Abzählen, ein sozusagen unvoreingenommenes Sehen.

Piet Wessing