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Thomas Zika

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Placebo - ich werde gefallen

Nach dem klinischen Wörterbuch ist Placebo eine bei subjektivem Bedürfnis nach medizinischer Therapie verabreichte Scheinarznei. Wörtlich aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Placebo: ich werde gefallen. Die Placebo-Pille kann als (Schein)-Medizin meine Krankheit kurieren.

Für mich ist der Begriff Placebo eine hervorragende Metapher für unser Verhältnis zu Bildern und für das Verhältnis von Bildern zur realen Welt. Ich vergleiche die Schein-Wirkung des Medikaments mit der Schein-Wirkung des technischen Bildes. Das (technische) Bild an sich will immer gefallen in dem Sinne, daß es meine visuelle Wahrnehmung immer und sofort affiziert. Ich lasse mich zwanghaft zum Sehen verführen, weil ich die Welt - und auch mich selbst - überhaupt nicht anders identifizieren, aneignen, reflektieren kann als im Medium meiner Projektionen.
Im Rahmen von Placebo fotografiere ich ausschließlich in Museen. Die heutigen Kunst-, Wissenschafts- und Technikmuseen versuchen, mit immer dichteren medialen Inszenierungen Erlebnisräume zu schaffen. Komplexität und Unübersichtlichkeit werden als "interaktiver" Abenteuerspielplatz konsumierbar. An diesem Ort der modellhaften Engführung von Welt will ich mit meiner Fotografie nicht illustrierend abbilden, sondern das Abwesende, die Leerstelle suchen.

In meiner Arbeit soll an der Schnittstelle zwischen "abstrakt" und "konkret" visuelle Information an Nicht-Information herangeführt werden. Egal, was das Auge sieht, es ist untrennbar von den kommunikativen Gebrauchswerten der Dinge - sie werden mitgesehen. Unser Auge organisiert das Sehen um ein unsichtbares Zentrum - den blinden Fleck. Es ist die Stelle im Sehapparat, wo der Wahrnehmungsreiz in einen neuronalen Impuls "umschlägt". Dieser blinde Fleck wird durch unser Bedürfnis überlistet, den "Lichtschalter finden zu wollen"- eben Sinn zu stiften. Wir versuchen, abstrakte, neuartige, nicht sofort identifizierbare Wahrnehmungen auf das zu reduzieren, was wir schon kennen oder glauben, mit Sinn ausfüllen zu können. Das nenne ich den Placebo-Effekt: Nicht-Information wird doch wieder als Information genutzt. Eben diesen Prozeß führe ich exemplarisch mit Fotografie vor.
Den Versuch, sich beim Sehen zu sehen, habe ich bereits mit meinem Buchprojekt Der Blinde Fleck unternommen. Mit Placebo entwickle ich die Fragestellung einer selbstreflexiven Wahrnehmung mit den Mitteln der Fotografie weiter.

Thomas Zika

Susanne Brügger Andrea Hold-Ferneck Uschi Huber u.
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