Anja Nothelfer

Wilhelm Reimers, Fotoarchiv Ruhrlandmuseum

Anja Nothelfer

Der Betrachter schaut auf eine im Abendlicht liegende Eiche. Eine Tasche am Baum, ein Rucksack und das niedergedrückte Gras lassen eine Szenerie eines Rastplatzes entstehen, der einlädt, sich auszuruhen. Das stille Bild läßt Raum für Kontemplation und geistiges Innehalten. Doch wird die Einheit gebrochen durch die am Baumstamm hängende Tasche. Sie entpuppt sich bei genauerem Betrachten als ein Fladenbrot, das wir alle aus dem türkischen Laden um die Ecke kennen. Bewußt wurde hier eine subtile Täuschung des menschlichen Auges herbeigeführt, die bei dem Betrachter eine Verwirrung auslösen soll.

In ihrer Arbeit "Wonderland" geht Anja Nothelfer der Frage nach - sind die Dinge das, was sie zu sein scheinen? - und spielt mit der Wahrnehmung. Auf acht Motiven entführt sie den Betrachter in ihre stille Welt der Alltagswunder. Sämtliche Motive sind in romantische Landschaftsszenerien gebettet, die ihre Magie aus der einnehmenden Lichtstimmung und der exakten Komposition der Bildelemente schöpft. Die Verdichtung dieser gestalterischen Mittel, der eigenwillige Umgang mit den Dingen und deren mise-en-scène lassen Bildillusionen entstehen, die den Wahrheitsgehalt der gezeigten Dinge in Frage stellen.

Die Bilder laden ein, über Wahrnehmungsgewohnheiten nachzudenken und eröffnen die Möglichkeit einer neuen Sicht auf die Dinge. Ein Anstoß, der Welt neu zu begegnen und ihren Reichtum an Deutungsmöglichkeiten zu erleben.

Henning Moser